(Grab nicht erhalten)
Lebenslauf:
GvV stammte aus einer ev. Juristenfamilie aus der Grafschaft Mark (Nordrhein-Westfalen). Sein Vater war Johann Levin v. V. (1755-1813), preuß. Gerichtsrat am Soester Stadtgericht, seine Mutter, Henriette Sophie Konradine, geb. Spener (1766-1851), Urenkelin eines der bekanntesten Vertreter der Pietismus und berühmten lutherischen Theologen Philipp Jakob Spener (1635-1705).
Im heimischen Soest besuchte GvV das Gymnasium, wo er schon 1818 als „Turnschüler“ der patriotischen Turnbewegung angehörte. Von 1820-1823 studierte er Rechtswissenschaft und Kameralistik in Heidelberg und Berlin. Als man Ende 1823 in Heidelberg einen verbotenen Studentenbund, der die dt. Einheit unter Einrichtung eines Parlaments verfolgte, aufdeckte, wurde GvV 1824 zu einer dreijährigen Festungshaft verurteilt, da ihm dieser Bund bekannt gewesen sein soll. Nach seiner Entlassung 1826 promovierte er in Jena. Es folgten erste jur. Ämter in Arnsberg und Minden, bis er 1831 Reg.-Rat in Posen wurde. Seine im Geheimen Staatsarchiv in Berlin erhaltenen Akten im Rahmen der „Demagogenverfolgung“ reichen von 1824 bis 1831. Sie wurden offenbar erst geschlossen, als er 1832 Reg.-Rat in Düsseldorf wurde.
Zu diesem Zeitpunkt heiratete GvV Auguste Bitter (1815-1897), Tochter des Schwedter Finanzbeamten Ferdinand Bitters. Ihr Neffe war Rudolf von Bitter jun., welcher 1888-1898 Oppelner Regierungspräsident war und Ehrenbürger dieser Stadt wurde. GvV hatte mit seiner Frau Auguste eine Tochter sowie vier Söhne, von denen drei preußische Generäle wurden.
1841 wurde GvV Geheimer Finanzrat in Berlin, wo er 1844 in Reaktion auf die schlesischen Weberaufstände mit Gleichgesinnten den „Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen“ begründete. Als „Commissar für Preußen“ besuchte GvV 1851 die erste Weltausstellung in London sowie 1855 auch die von Paris und verfasste in seiner Funktion über beide amtliche Berichte.
Am 4. Januar 1859 nahm er seine Amtsgeschäfte als Regierungspräsident in Oppeln auf. Seine herausragenden statistischen Arbeiten wurden oft zu Mustervorlagen für andere Ämter sowie gar zu Standardwerken für die Landeskunde. Auch das bekannte Werk Felix Triests „Topographisches Handbuch von Oberschlesien“ erschien 1864 im amtlichen Auftrag GvVs. 1859 erließ die Oppelner Regierung unter seiner Ägide zudem eine Verfügung, die zur Erstellung von Stadtchroniken anregte. U. a. entstand so 1863 auch „Die Geschichte der Stadt Oppeln“ von Idzikowski, welcher GvV für seine Initiativen in seinem Vorwort überschwänglich dankte. Besondere Verdienste erwarb sich GvV auch bei der Gründung der 1869 eröffneten Kgl. Provinzial-Gewerbe-Schule in Gleiwitz.
GvV „war keine ‚imponierende Erscheinung‘. Wenn er im Kreise seiner […] Kollegen auffiel, so zunächst durch seine ungewöhnlich kleine Gestalt […]. Aber, wo er auch war, fesselte er durch seine Freundlichkeit und seinen klaren Blick.“ Und er bestach jedermann durch „sein gereiftes Urteil und sein überragendes Wissen“, so Elisabeth von Viebahn.
GvV gehörte „zu einem neuen Typ des Verwaltungsmenschen im 19. Jh.“. Durch seine humanistische Bildung und seine Berufserfahrungen war er der Industrialisierung gegenüber sehr aufgeschlossen“. Er sprach fließend englisch und französisch, hatte die Industriezentren Europas besucht und verfügte über eine vielseitige Sach- und Menschenkenntnis. So wurde auch die „Philomathie in Oppeln“ zu seiner geistigen Heimat.
Wohl nach einem Bad in der Oder zog sich der begeisterte Frühschwimmer Anfang August 1871 eine Typhusinfektion zu und verstarb nach vierwöchentlichen schweren Leiden. Wegen der Seuchengefahr wurde sein Leichnam vermutlich umgehend auf dem Oppelner Stadtfriedhof begraben.
Hauptquellen:
Alfons Perlick, Der Westfale Dr. jur. Johann Georg von Viebahn, Regierungspräsident in Oppeln (1859-1871), in: Alfons Hayduk (Hg.), Schlesische Studien, München 1970, S. 86-93.
Elisabeth von Viebahn, Erinnerungen an den Lebensweg von Johann Georg von Viebahn. 1802-1871. Nach Familienerinnerungen aufgezeichnet, Dortmund, Manuskripte, Ostdt. Forschungsstelle 1958.
W. von Viebahn, Georg von Viebahn, Kgl. Preußischer Generalleutnant z. D. Ein Streiter Jesu Christi, Berlin 1918².
Hans Brandenburg, Ich hatte Durst nach Gott. Aus dem Leben und Dienen von Christa von Viebahn, Schönaich [um 1986]³.
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