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Geschichte des Friedhofs

Nachdem zuvor drei Jahre lang ergebnislos nach einem Platz für einen neuen Friedhof gesucht worden war, musste der Magistrat der Stadt Oppeln nach dem Ausbruch von Seuchen in Lazaretten und der Stadt selbst Ende 1813 nun schnellstens einen neuen Begräbnisplatz bestimmen. Aus verschiedenen Gründen, u. a. auch wegen des vielerorts oft nur knapp unter der Erde liegenden Kalksteins, der den Totengräbern ihre Arbeit verunmöglicht hätte, hatte man bis dahin keine geeignete Stelle finden können. Nun kaufte die Stadt den „Krebsischen Acker“ nahe der Odervorstadt zur Anlage eines neuen Friedhofs auf. Da man aber die Nachbarschaft des unweit von dort befindlichen Galgens für die neue Ruhestätte nicht als passend erachtete, wurde dieser, wie ausdrücklich erwähnt wird, zuvor noch „mit einer gewissen Feierlichkeit kassirt“ und ein neues Hochgericht an der Malapanerstraße angelegt (Idzikowski, S. 320).

Am 19. Dezember 1813 wurde der Platz für den neuen Friedhof in der Odervorstadt und außerhalb der damaligen Stadtgrenze an der nach Breslau führenden Straße eröffnet. Er sollte als „Christlicher Friedhof“ für die Oppelner Bürger evangelischen wie katholischen Bekenntnisses fortan die letzte irdische Ruhestätte werden und diente der Stadtbevölkerung für beinahe 120 Jahre als Hauptbegräbnisstätte.

Cmentarz Opole, ul. Wrocławska Cmentarz Opole, ul. Wrocławska Das ursprünglich festgelegte Terrain erwies sich bald als zu klein. So wurde der Friedhof zunächst 1833 entlang der heutigen ul. Wrocławska in nordwestlicher Richtung erweitert. Es folgten weitere Vergrößerungen in den Jahren 1872/73 und 1888. Die letzte Erweiterung um 1,1 Hektar erfuhr der Friedhof im Jahr 1903 westlich des Nordteils des 1888 angelegten Abschnitts. Nach dieser letzten Ausweitung des Friedhofgeländes umfasste dieses eine Gesamtfläche von 9,25 Hektar. Eine neuerliche Erweiterung war wegen der Geländebeschaffenheit und der sich ringsum ausbreitenden städtischen Bebauung nun nicht mehr möglich.

Die Hauptachse der Gesamtanlage bildete eine parallel zur Breslauer Straße laufende Lindenallee. Zu ihren beiden Seiten lagen die einzelnen Grabfelder, die durch kleine Alleen voneinander abgetrennt waren. Die Grabfelder mit den ungeraden Nummern lagen zur Breslauer Chaussee hin gewandten, östlichen Seite, die mit den geraden Nummern ihnen gegenüber an der westlichen Seite der Hauptallee. Nach der letzten Erweiterung des Geländes 1903 war der Friedhof insgesamt in 24 Grabfelder aufgeteilt. Die Felder 22 bis 24 befanden sich in dem zuletzt angelegten Bereich im Nordwesten. Der Friedhof ähnelte seiner Form nach einem stark ausgedehnten Rechteck mit Seitenlängen von Nord nach Süd von etwa 800 Metern.

Der Friedhof füllte sich schnell an. Zu Beginn des 20. Jhs. begrub man hier im Jahr durchschnittlich ungefähr 300 bis 400 Erwachsene und noch einmal etwa dieselbe Zahl von Kindern. Schon am 1. April 1911 waren keine freien Grabfelder mehr vorhanden und es konnten nur noch aufgelassene Gräber wiederbelegt werden. Es wurde dabei versucht neben den verbleibenden Gräbern mit längeren Ruhezeiten „kleinere in sich abgeschlossene Raumflächen“ zu schaffen. Doch schon am 18. Juni 1920 teilte die Friedhofsdeputation dem Magistrat mit, dass aus Platzmangel ein neuer Friedhof angelegt werden müsse. Doch wieder sollte sich die Planung in die Länge ziehen. Erst von April 1931 an wurde ein neuer städtischer Friedhof im Stadtteil Halbendorf (Półwieś) in Betrieb genommen und der alte „Oderfriedhof“ mit Ausnahme der schon bestehenden Erbbegräbnisse und Familiengräber für Beerdigungen geschlossen

Bereits nach der Aufgabe des Oderfriedhofs entschied man sich zu Beginn der 1930er Jahre die Verbindungsstraße von der neuen Oderbrücke – 1933 als „Adolf-Hitler-Brücke“ eröffnet und heute „most Pamięci Sybiraków“ genannt – zur westlicheren Odervorstadt durch das Friedhofsgelände zu führen. Die Trasse der neuen Straße, der heutigen ul. Niemodlińska, durchschnitt den Friedhof in zwei Hälften: In den südöstlich der Straße gelegenen, ältesten Teil des Oderfriedhofs – welches Gelände heute von einem Spielplatz eingenommen wird – sowie in den nordwestlichen, größeren und neueren Teil mit der Begräbniskapelle und den Betriebsgebäuden. Infolge dieses Straßenbauprojekts wurden viele der sterblichen Überresten der in dem Abschnitt, wo die neue Verbindungsstraße das Friedhofsgelände durchschnitt, Begrabenen exhumiert und umgebettet.

Als sich Oppeln dann 1945 in den Grenzen Polens wiederfand, wurde der alte Friedhof an der Breslauer Straße wieder zur Benutzung freigegeben. So ruhen hier auch viele der neuen Bewohner Opoles, darunter Personen, die vor ihrer Zwangsumsiedlung in den „Kresy Wschodnie“, den ehemaligen polnischen Ostgebieten, gelebt hatten. Von ihnen zeugen viele charakteristische Inschriften wie z. B. „z Lwowa“ (aus Lemberg, heute Ukraine), „ze Stanisławowa” (aus Stanislau, heute Iwano-Frankiwsk/UA), „ur. w Kołomyi” (geboren in Kolomea, heute UA), „repatriant z Chodorowa” (Repatriant – ein damals offiziell üblicher Euphemismus für die Zwangsvertriebenen – aus Chodoriw, heute UA). Beerdigungen fanden von dieser Zeit an aber nur noch im neueren und größeren Nordteil des Friedhofs statt.

Cmentarz Opole, ul. Wrocławska Cmentarz Opole, ul. Wrocławska Leider erfuhr der Oderfriedhof infolge der polnischen Machtübernahme im Geiste der Nachkriegsaktion der so genannten „Odniemczanie“ (Entdeutschung) Schlesiens viele planvoll durchgeführte Zerstörungen, so lesen wir in einem Bericht des Bürgermeisters der Stadt Oppeln, Franciszek Gwiazda, an die Woiwodschaftsverwaltung aus dem Jahr 1948: „Was den Friedhof angeht, und die Grabmäler, auf denen deutsche Inschriften zu sehen waren, wurden diese alle so umgeworfen, dass die Inschriften nicht mehr sichtbar waren, bis sie dann im September völlig vom Friedhof entfernt wurden.“ Trotz allem blieben aber einige Dutzend deutscher Grabmäler vor Ort – häufig von Verstorbenen, deren Verdienste offenbar auch nach 1945 noch geschätzt wurden und die vielleicht Fürsprecher für ihr Verbleiben vor Ort gefunden hatten.

Schließlich wurde der älteste Teil des Friedhofs, der sich im Dreieck der Straßen ul. Wrocławska, ul. Niemodlińska und ul. Ściegiennego befand, von 1959 an planiert und in einen Park umgewandelt – heute der bereits erwähnte Kinderspielplatz. An die alte Bestimmung dieses Orts erinnert jetzt nur noch ein teilweise erhaltenes Spalier von Bäumen entlang der ehemaligen Hauptallee. Im Zuge des Ausbaus der benachbarten Kreuzung liquidierte man in den 1970er Jahren auch noch den unmittelbar nordwestlich an die ul. Niemodlińska angrenzenden Friedhofsteil. Die 1903 angelegten nordwestlichen Grabfelder, die dem 1935 gegrabenen Flutkanal am nächsten lagen, wurden in einen Park umgewandelt. Die bis heute verbliebene Grundfläche des Friedhofs beträgt somit nur noch 8,238 Hektar.

Den polnischen Einwohnern Opoles diente der Friedhof bis 1963 als Begräbnisstätte, als man seine Schließung anordnete. 1953 verzeichnet man auf seinem Gelände 926 Nachkriegsgräber. Nach der Schließung des Friedhofs entschieden sich viele Familien dazu die sterblichen Überreste ihrer Lieben exhumieren zu lassen und ihnen in auf dem Halbendorfer Friedhof geschaffenen Familiengräbern neue Ruhestätten zu geben.

Cmentarz Opole, ul. Wrocławska Cmentarz Opole, ul. Wrocławska Die ganz überwiegende Mehrheit der bis heute erhaltenen Gräber stammt aus der Zeit nach 1945. Im Jahre 1985 durchgeführte Inventarisierungsarbeiten führten 2.700 bestehende Grabanlagen auf, von denen 2.500 aus der Nachkriegszeit stammten. Die letzte Inventarisierung erfolgte 1985 von Halina Łabęcka im Auftrag der Stadt Opole, wobei nur noch 1.872 sichtbare Grabstellen aus der Vor- und Nachkriegszeit – verschiedenster Typen und in ganz unterschiedlichem Erhaltungszustand – verzeichnet werden konnten. Leider wurden von zahlreichen Grabdenkmälern die Inschriftentafeln mit den Namen der Verstorbenen entfernt, so dass heute etwa 700 von ihnen namenslos sind.

Wie in dieser 1985 auf Anordnung des woiwodschaftlichen Denkmalschützers erstellten Ausarbeitung aufgezeigt wird, „findet sich auf dem Friedhof eine reiche Vielfalt an Grabbauten und Grabdenkmälern. Hierunter fallen etwa folgende Objekte: Die Grabkapelle, die Schmuckzäune um die Grabstellen, Grabplatten, Inschriftentafeln, Erbbegräbnisse entlang der Mauern, darunter Grabmäler in architektonischer Gestaltung, freistehende Grabmäler sowie Grabkreuze.“

Nach den schrecklichen Zerstörungen, welche die „powódź tysiąclecia” (Jahrtausendflut) 1997 verursacht hatte, erwog man sogar eine völlige Liquidierung des Friedhofs, jedoch arbeitete der Ingenieur Andrzej Krzyżański (1938-2009) im Jahr 2000 eine Modernisierungsprojekt für den Friedhof aus – verbunden mit einer Sicherung der Grabmäler in Form eines Lapidariums. Leider wurde aber nur ein kleiner Teil dieses Projekts verwirklicht. Bedauerlicherweise wurde auch die Frage der Eintragung der gesamten Friedhofsanlage in das Denkmalschutzregister nicht geregelt, während dort nur einzelne Grabmäler Eingang fanden.

Cmentarz po powodzi w 1997 roku, fot. A.Haczkiewicz Cmentarz po powodzi w 1997 roku, fot. A.Haczkiewicz Seit einem halben Jahrhundert ist der Oderfriedhof nun geschlossen und die Funktion des zentralen Hauptfriedhofs der Stadt übernimmt der in Opole/Półwieś (Halbendorf) gelegene Begräbnisplatz. Viele der Grabmäler von historischem und künstlerischem Wert auf dem Oderfriedhof sind unwiederbringlich zerstört, doch trotz der erheblichen Verluste, die der Friedhof seit 1945 in Folge von Verwüstungen, zum Teil geplanter Liquidierungen und Hochwasserschäden zu erleiden hatte, bleibt er bis heute Fragment cementarza w 2016 roku, fot. R. Jeziorowski Cmentarz Opole ein außergewöhnlich wichtiger Ort in der Geschichte der Stadt Opole/Oppeln, wo viele ihrer Söhne und Töchter neben anderen hier unerwartet Verstorbenen – unabhängig von ihrer Nationalität, Konfession oder politischen Einstellung – ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.





 

Hauptquellen:

Bericht über die Gemeindeangelegenheiten der Stadt Oppeln. Für die Zeit vom 1. April 1901 bis 31 März 1906, Oppeln 1907, S. 153.

Verwaltungsbericht der Stadtgemeinde Oppeln für die Zeit vom 1. April 1911 bis 31. März 1923, Oppeln 1926, S. 303-306.

Teczka ewidencyjna cmentarza przy ulicy Wrocławskiej w Opolu, opr. F. Czyżowski, H. Dąbrowska, Z. Łabęcki, Opole 1985, mps w archiwum WKZ.

Projekt budowlany – modernizacja obiektu cmentarz wielowyznaniowy (stary) w Opolu, opr. arch. A. Krzyżański, mps w archiwum MKZ.

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