(Grab nicht erhalten)
Lebenslauf:
FG entstammte einer kath. Familie. Er besuchte das Gleiwitzer Gymnasium, wo er 1826 das Abitur machte. Danach nahm er ein Jurastudium in Breslau auf.
Sehr wahrscheinlich war FG der „Ober-Landes-Gerichts-Auscultator“ Goretzky in Ratibor, welcher im Oktober 1833 zum „Referendarius“ befördert wurde. 1839 war FG „Justizamts-Secretair und Rendant (Rechnungsführer) zu Oppeln“. Nun wurde er innerhalb kürzester Zeit mehrmals versetzt und befördert. Gegen Ende des Jahres wurde er „Secretair“ des im Proskauer Schloss eingerichteten „Justiz-Amts“ und nach dessen Auflösung ernannte man ihn im Januar 1840 zum „zweiten Secretair am Land- und Stadt-Gericht zu Oppeln“ und wenig später, im Juni 1840, wurde er dort Kanzlei-Direktor.
Nachdem der langjährige Bürgermeister Augustini (1770-1841) im April 1841 verstorben war, wurde FG im August „auf zwölf Jahre zum Bürgermeister von Oppeln gewählt“ und somit „aus dem Justizdienst entlassen“. Das Jahresgehalt für den Oppelner Bürgermeister betrug seit 1817 600 Taler, während z. B. eine Hebamme noch 1860 nur 24 Taler Grundgehalt jährlich bezog.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit konnte sich der nur 34-jährige FG verdient machen. Oppeln war damals über fünf Jahre hinweg durch eine Serie von Bränden erschüttert worden. Als mutmaßliche Brandstifterin konnte schließlich die Hebamme Malig verhaftet werden. Dem frisch amtierenden FG gelang es in den ersten Wochen seiner Amtszeit dieser Serie ein Ende zu setzen. Akribisch verhörte er über 8 ½ Stunden die Hebamme persönlich, bis er sie schließlich zu einem Geständnis drängen konnte. Nach ihrer Verurteilung zum Tode beging sie in der Haft Selbstmord.
In FGs Amtszeit erfuhr Oppeln im Rahmen der Industrialisierung einschneidende Neuerungen wie nie zuvor. Die Bevölkerung wuchs rasant, 1843 nahm die private „Oberschlesische Eisenbahn“ den Bahnverkehr von Breslau nach Oppeln (West) auf – es ist dies die älteste Bahnverbindung in den Grenzen des heutigen Polens (1842 von Breslau nach Ohlau) – und 1845 wurde die Eisenbahnbrücke zur Annäherung des Bahnverkehrs ans Zentrum und zur späteren Weiterführung der Trasse ins Industriegebiet vollendet.
Auch in den schweren Jahren der Hungersnöte und Teuerung 1846/47, der politischen Unruhen 1848 und der Choleraepidemie 1849 scheint FG sowohl das Vertrauen des preußischen Staats als auch der Oppelner Bürger besessen zu haben. So konnte der damalige Abgeordnete FG 1854 sogar den preußischen König dafür gewinnen aufgrund der anwachsenden Bevölkerung und des daher steigenden Verkehrsaufkommen das seit 1497 verschlossene Nikolaitor mit einer feierlichen Durchfahrt wiederzueröffnen (bereits 1849 wieder für Fußgänger geöffnet; Idzikowski, S. 98, 321).
Von Frühjahr 1852 bis Herbst 1856 erhielten Ring und Hauptstraßen „Trottoirs“, was laut Idzikowski durch „den blühenden Zustand der städtischen Finanzen“ möglich wurde, da bis 1855 viele überkommene Abgaben an die Stadt von den Bürgern durch einmalige Zahlungen abgelöst worden waren.
Ende 1852 war FG bei den Wahlen zur Zweiten Kammer des preußischen Landtags (seit 1855 Abgeordnetenhaus) für drei Jahre zum Abgeordneten gewählt worden. Nachdem FG wohl 1853 zum zweiten Mal für 12 Jahre zum Oppelner Bürgermeister und zugleich für weitere drei Jahre zum preuß. Abgeordneten gewählt worden war, musste er sich während seiner häufigen Aufenthalte in Berlin oft in Oppeln vertreten lassen. 1853-1855 führte so der Justizrat Mouillard den Magistrat an.
Goretzki war Mitglied des im Juni 1858 gegründeten „Oppelner Verschönerungsvereins”. Man pflanzte Bäume und legte Blumenbeete an. 1853 wurde der erste Bahnhof erbaut, 1857 eine Portlandzementfabrik gegründet und 1863/64 der Rathausturm umgestaltet. 1862 erhielten die Straßen Gaslaternen. FG unterstützte auch Kultur und Wissenschaft, u. a. die Stadtchronik von Idzikowski. 1866 erhielt er den Ehrentitel „Ober-Bürgermeister“.
Trotz seiner zahlreichen Verdienste sind bildliche Darstellungen seiner bislang leider jedoch nicht bekannt, auch privates Material gibt es kaum. Selbst in seiner Todesanzeige unterschrieben nur seine Kinder für „ihren vielgeliebten theuren Vater“ mit „Die Hinterbliebenen.“ – jedoch ohne Nennung ihrer Namen. Seine Frau scheint damals bereits verstorben gewesen zu sein.
Am 17. Dezember 1864 wurde FG mit allen Stimmen der 23 anwesenden Stadtverordneten in einer „Wahl mit Stimmzettel“ zum dritten Mal für 12 Jahre zum Bürgermeister gewählt. Zuvor hatten die Stadtverordneten beschlossen „bei der Wahl eine Concurrenz nicht auszuschreiben“. Doch schon bereits seit 1866 musste FG sich aus Krankheitsgründen öfter vertreten lassen und konnte seine Amtsgeschäfte nicht selten nur noch von zu Hause aus führen. Im Juli 1871 musste schließlich ein Vertreter für ihn eingesetzt werden und im September beantragte FG seine Pensionierung. Die Stadtverordneten gaben seinem Gesuch „mit dem Ausdruck lebhaften Bedauerns“ nach, doch trat erst nach FGs Tod der neu gewählte Bürgermeister Goetz im Juni 1872 sein Amt an. FG hält mit 30 Jahren die längste Amtszeit aller Oppelner Bürgermeister. In seiner Todesanzeige in der „Schlesischen Zeitung“ dankten ihm Magistrat und Stadtverordnete dafür, dass er in seiner Amtszeit „mit ganzer Kraft und aufopfernder Pflichttreue für das Wohl und Gedeihen der Stadt gewirkt“ und sich „durch sein wohlwollendes Entgegenkommen“ „die Liebe und die Hochschätzung“ aller, mit denen er in Berührung kam, „zu erwerben und zu erhalten gewusst hat“. Zu seinem Begräbnis erschien eine große Anzahl von Leuten.
Ihm zu Ehren wurde auf Antrag des Magistrats von 1873 ein Grabdenkmal errichtet. Ein Angebot dafür wurde vom „Hof-Steinmetz-Meister“ G. Bungenstab aus Breslau eingeholt, der die Kosten auf 100-250 Taler schätzte (nicht erhalten). Auch wurde eine der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neu entstandenen Straßen nach ihm benannt (heute: ul. ks. Jana Dzierżona).
Hauptquellen:
APOP, Abt. 22, Sign. 511 u. 513 (FG: Tod, Denkmal u. a.); APOP, Abt. 22, Sign. 521 (Vertretung FGs).
Urszula Zajączkowska, Franz Goretzki – burmistrz Opola (1841-1871), w: Wybytni Niemcy z Opola, Dom Współpracy Polsko-Niemieckiej (red.), Gliwice/Opole 2004, s. 9-12.
Dorota Schreiber-Kupiers, Goretzki Franz, w: Opolanie (biogramy), [w:] Opole: dzieje i tradycja, Linek, K. Tarka,
U. Zajączkowska (red.), Urząd Miasta Opola, Opole 2011, s. 346-347. Bogdan Snoch, Górnośląski leksykon biograficzny: suplement do wydania drugiego, Katowice (Muzeum Śląskie) 2006.
Łukasz Kuś (oprac.), Niemcy górnośląscy: leksykon biograficzny, Dom Współpracy Polsko-Niemieckiej (red.), Gliwice-Opole 2004, s. 38.
Maciej Borkowski (red.), Wybitni Niemcy z Opola, Dom Współpracy Polsko-Niemieckiej (red.), Gliwice/Opole 2005. Amtsblatt OP 1833, Bd. 18, 15. Okt., S. 224; Schles. Prov. Bl., Bd. 98 (1833), S. 351.
Photos: