(v.:)
Hier ruht
der Kunstmaler
Joseph Jackisch
[Daten]
I.H.S. [= Jesus: Transkription der ersten beiden und des letzten Buchstaben des griechischen Namens Jesu: Ι Η Σ Ο Υ Σ]
(h.:)
Er sei empfohlen
dem Andenken
und Gebeth
[Monogramm:]
A M R i A [Ave Maria]
Lebenslauf:
JJ war das dritte von 12 Kindern des Maurermeisters Joseph Jackisch († 1811) und seiner Frau Maria, geb. Rost; sie starb lange vor ihrem Ehemann, vermutlich bald nach der Geburt ihrer Tochter Marianne (1801-1879). JJ und seine Brüder August, Sebastian, Carl und Franz besuchten offenbar das Oppelner Gymnasium. Da der elterliche Haushalt nach dem Tod ihres Vaters aufgelöst wurde, mussten die Brüder schnell praktische Berufe ergreifen. So lernte JJ wie sein Bruder August zunächst das väterliche Maurerhandwerk, wendete sich aber dann der Malkunst zu. Die 2.000 Taler, die er als Erbteil seines Vaters bekommen hatte, nutzte er für seine Ausbildung in Wien und Warschau.
Von1811 bis mindestens 1814 hielt er sich in Wien auf und wurde dort Schüler Friedrich Heinrich Fügers (1751-1818), eines der bekanntesten deutschen Maler des Klassizismus, der neben Historienmotiven viele Porträts schuf und in Wien von 1795-1806 Direktor der Kunstakademie und seit 1806 Direktor der Kaiserlichen Gemäldegalerie war. Zur Vollendung seiner Studien wendete sich JJ 1817 nach Warschau, wo er als Porträtist und Zeichenlehrer Annoncen aufgab, und ging anschließend nach Italien, das damals wie heute ein „starker Magnet für Künstler“ – besonders für Porträtmaler – war.
Nach diesen Lehr- und Wanderjahren kehrte JJ nach Oppeln zurück, wo seine Brüder lebten und wo auch er bis zu seinem Tod wirken sollte. Von 1822 bis 1826 arbeitete JJ hier nun auch mit dem ebenfalls aus Oppeln stammenden, gleichaltrigen Historienmaler Carl Hermann (1791-1845) zusammen. Diesen kannte er sicher schon aus seiner Kindheit und hatte ihn vielleicht auch während dessen Romaufenthalts von 1817-1820 besucht. Während Hermann 1826 nach Breslau ging, setze JJ seine Arbeit in Oppeln als Porträt- und Kirchenmaler fort, hielt sich aber 1827/28 auch öfter in Breslau auf. Im „Neuen allgemeinen Künstler-Lexikon“ aus dem Jahr 1835 wird JJ aufgeführt, jedoch vermerkt, dass „dessen Lebensverhältnisse“ nicht bekannt seien.
JJ war ein Einzelgänger, hatte eine „kurzgebundene Art“ und niemals Frau und Kinder. Wie sein Großneffe Paul J. berichtete, war er „ein Sonderling, der sich um die Welt und andere Menschen nicht viel kümmerte. […] Er liebte ungestörte Ruhe bei seiner Arbeit. Seine Wirtin durfte nur sprechen, wenn er sie fragte.“ Einmal bat ihm ein Auftraggeber ein bestimmtes Bild anzufertigen, wie er schon früher ein ähnliches gemalt hatte. Doch alles Bitten half nicht, er lehnte das Ansinnen kategorisch mit den Worten: „Habe ich gemalt. Werde ich nicht malen.“ ab. – Ein Beispiel, wie er „die Schätzung seiner Mitmenschen stumm, aber beredt zum Ausdruck brachte“, ist von einem seiner Aufenthalte bei seiner Schwester, der Frau Rittergutsbesitzerin Marianne Wallitzek (ihr Grabstein neben dem von JJ erhalten), überliefert. Dort wollte jemand, „der aber im Punkte der Moral etwas anrüchig war“, „eine Anstandsvisite machen“. In Umkehrung der Gewohnheit zum Gruß den Hut zu ziehen, „setzte der Maler zum Zeichen der Verneinung des Achtungsbeweises beim Eintritt des Herren den Hut auf.“ – „Sein Umgang beschränkte sich fast nur auf den Verwandtenkreis.“ Aber dieser war groß – und fast alle lebten in Oppeln oder seiner Umgebung. „Die Geschwister hielten zusammen wie ein Schutz- und Trutzbund, dem aber keineswegs die Liebe fehlte; bei wichtigen Entscheidungen hielten sie gemeinsam Rat.“ – Zu seinem Äußeren heißt es, JJ habe „einen Charakterkopf“ besessen, wie ein Schreiber nach seinem Selbstporträt urteilte.
In materieller Hinsicht scheint JJ ein recht gutes Auskommen gehabt zu haben. Bis zu seinem Tode hatte er ein Vermögen im Wert von 7.000 Talern angesammelt. Auf sein Ableben hatte er sich vorbereitet, neben kleinen Legaten an seine Patenkinder bestimmte er sein Vermögen nach seinem Tod zur Unterstützung des damals im Bau befindlichen Schulwesternhauses und zur Stiftung eines Freibetts im St. Adalberthospital und auch „das einfache, aber sehr geschmackvolle Denkmal auf seinem Grabhügel ist nach seinen Entwürfen angefertigt“.
„Die Werke des Künstlers sind durchweg Figurenwerke“, z. B. biblische oder sonstige religiöse Begebenheiten. „Ihnen allen ist der zarte, manchmal etwas matte Farbton gemeinsam, der nur bei einigen Bildern lebhafter wird.“ „Daneben ist in den Bildern religiösen Inhalts eine Einwirkung der Schule der Nazarener […] unverkennbar.“ Seine große Stärke war die Malerei von Porträts – viele davon auch aus dem Kreis seiner Familie. Landschaften oder allegorische Darstellungen fehlen dagegen. Schon in den 1820er Jahren wurden seine Bilder auf den Breslauer Gewerbeschauen ausgestellt. Im Oktober 1919 wurden Bilder JJs in der Breslauer Ausstellung „Arbeit und Kultur in Oberschlesien“ gezeigt. Das Oppelner Stadtmuseum bemühte sich 1930/31 um dem Ankauf seiner Werke – zu Ankäufen kam es jedoch nicht, denn diese waren damals in öffentlichen Sammlungen kaum vorhanden, da JJ wohl vor allem als Auftragsmaler arbeitete. So hingen seine Werke in vielen Kirchen der Umgebung und auch eines in der Heiligkreuzkirche in Oppeln, nämlich das „Gemälde der almosenspendenden heiligen Hedwig“ (1919 bereits verschollen). Seine von privaten Auftraggebern angefertigten Porträts befanden sich dementsprechend meist in deren Privatbesitz, ihr Verbleib ist leider unbekannt.
Hauptquellen:
Führer durch die Ausstellung „Arbeit und Kultur in Oberschlesien“, Breslau 1. bis 19. Oktober 1919, Breslau 1919, S. 64.
Paul Jackisch, Der Bildnismaler Josef Jackisch, in: Sonderdruck aus der Monatsschrift „Oberschlesien“, hg. v. P. Knötel, 18. Jg., Heft 8, Nov. 1919.
APOP 22-2572.
Walter Krause (Bearb.), Grundriss eine Lexikons Bildender Künstler und Kunsthandwerker in Oberschlesien. Von den Anfängen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Oppeln 1933, S. 53f. u. S. 188.
Joanna Lubos-Kozieł, „Wiarą tchnące obrazy“. Wrocław 2004, S. 337.
Erwin Hintze, Oberschlesische Maler der Biedermeierzeit, in: Paul Knötel (Hg.), Oberschlesien, ein Land deutscher Kultur, Gleiwitz 1921, S. 51f.
Alfred Steinert, Der Oppelner Maler Carl Josef Jackisch, "Schlesische Stimme" 1941, Hf.1/2, S. 30-34.
Photos: