Lebenslauf:
Kongregation der Armen Schulschwestern de Notre Dame
in Oppeln (Opole) seit dem 1. Aug. 1857
vom 1. Apr. 1878 bis 30. Apr. 1888 Ausweisung während des Kulturkampfs
Erst im Jahre 1851 waren die „Armen Schulschwestern“ von Bischof Diepenbrock unter tätiger Organisation und Mithilfe von Domkapitular Gaerth aus München nach Breslau gerufen worden. Als eine der Breslauer Schulschwestern im Oppelner St.-Adalbert-Hospital im Sterben lag und ihre Oberin sie besuchte, lernte sie den damaligen Stadtpfarrer Dr. Gleich kennen, der ihren Orden zur Gründung einer neuen höheren Mädchenschule nach Oppeln rief. Mit zunächst 26 Schülerinnen machten Berthilla Wolf (* am 26. Juli 1834; † Sterbedatum und -ort unbekannt; sie war Tochter eines Hufschmieds aus Mitterteich in der Oberpfalz u. legte in München ihr Noviziat und 1857 in Breslau ihr Profess ab; im Okt. 1901 lebte sie in Freiburg/Schlesien) sowie Hyazintha Kröger aus Höxter in Westfalen in angemieteten Räumen des Alexiushospitals am 1. August 1857 den Anfang. Da die kath. Gemeinde Oppelns auch ihre Mädchenklasse der Volksschule den Schwestern anvertrauen wollte, musste ein Neubau her, der durch Spendensammlungen aus der Gemeinde finanziert wurde.
1860 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung, welcher auch Regierungspräsident Dr. von Viebahn beiwohnte, und bereits 1861 wurde die „Höhere Töchterschule“ im neuen Schulhaus unterhalb der Bergelkirche eröffnet. Der Bau kostete zusammen mit den Nebengebäuden und der inneren Einrichtung 20.500 Taler.
Um 1859 wurde auch das Kloster der Schwestern errichtet und 1866 sollte anstelle der Ruine des alten Brauhauses der Dominikaner ein neues Gebäude für die Schulschwestern entstehen. 1869 zählte der Konvent 15 Schwestern mit Maria Berthilla Wolf an ihrer Spitze. Damals wurden 575 Mädchen in der Elementarschule und 93 in der höheren Mädchenschule unterrichtet. 42 Mädchen lebten im Pensionat, 35 im Waisenhort. Die neue Oppelner Mädchenschule war eine Bildungseinrichtung, „die selbst nach Zeugnissen kirchlicher Gegner die erfreulichsten Ergebnisse lieferte“ (Ordensprovinz, S. 26).
Infolge der Maigesetze des Kulturkampfes erließ die Oppelner Regierung 1874 eine Verfügung an den Magistrat, der die Dienstentlassung der Schwestern anordnete. Der Magistrat kam dem jedoch zunächst nicht nach und wurde dafür 1875 von der Regierung gerügt. Die Oppelner Bürgerschaft reichte mit dem Ziel der Erhaltung der „Höheren Töchterschule“ sogar ein „Immediatsgesuch“ ein, welches das Bleiben der Schwestern noch bis zum 1. April 1878 ermöglichte – doch dann mussten auch sie weichen. Einige von ihnen fanden im österreichisch-schlesischen Weißwasser (heute: Bílá Voda, CZ) eine neue Heimat. Von 1876 bis 1896 sollte hier nun im Piaristenkloster ihr Mutterhaus für Schlesien bestehen. Eindringlich waren die Abschiedsworte eines Oppelner Ratmanns an die ausgewiesenen Schwestern im März 1878: „Die Macht des Gesetzes kann Sie wohl aus unserer Mitte reißen; aber keine Gewalt wird imstande sein, uns das offene Bekenntnis der Dankbarkeit zu rauben, daß wir in Ihnen die treuesten Erzieherinnen unserer Töchter besessen und verloren haben.“ (Ordensprovinz, S. 49).
Nach Beilegung des Kulturkampfes konnten die Schulschwestern am 1. Mai 1888 unter tätiger Mithilfe von Kuratus Wrzodek nach Oppeln zurückkehren und das „Liebfrauenschule“ genannte Lyzeum wiedereröffnen und zu neuer Blüte führen. 1888 wurde ein neues Internatsgebäude gebaut. Die Zahl der Schwestern wuchs stetig weiter an: 1896 waren es 39, 1926: 69 und 1940: 74.
1911 wurde das St.-Joseph-Haus, worin Haushaltungs- und Handarbeitsschule untergebracht waren, errichtet (1945 zerstört). Durch das Anwachsen von Lyzeum und Internat mussten Kinderhort und Kindergarten verlegt werden. 1917 erwarben die Schwestern das „Jesuskind-Haus“ mit großem Garten in Wilhelmsthal, das frühere Gartenlokal „Volksgarten“ in der Ludwigstr. 4 (ul. Powstańców Śląskich), und 1920 wurde wegen der großen Zahl der Schülerinnen vom Lyzeum die neunklassige „Theresien-Mittelschule“ abgezweigt. 1926 lernten 962 Schülerinnen an den verschiedenen Schulen der Schwestern, davon wohnten 68 im Internat. 105 Mädchen besuchten Kinderhort und Kindergarten.
1945 wurden der Gebäudekomplex der Kloster- und Schulgebäude stark zerstört. Doch gründeten die Schwestern schon 1946 in Oppeln wieder eine Niederlassung für Anwärterinnen und Novizinnen und das Oppelner Kloster wurde nun zum Hauptsitz der polnischen Provinz der Schulschwestern von Notre Dame.
Von 1948-1957 führten sie hier einen Kindergarten. Doch erst nach dem Tauwetter des „Polnischen Oktobers“ von 1956 durften die Schwestern seit 1957 wieder Religionsunterricht an zwei Oppelner Schulen geben. 1961 übertrugen sie den Platz am Mały Rynek 5 (Tuchmarkt) zusammen mit der Ruine des Gymnasialgebäudes dem Staatsschatz. In Entschädigung dafür bekamen sie die benachbarte Immobilie unter der Adresse Mały Rynek 4 (hinter der Feuerwache) sowie ein Grundstück in Opole/Wójtowa Wieś (Vogtsdorf). Sie verpflichteten sich auch die Ruine abzureißen, was in der Mitte der 1960er Jahre erfolgte.
1986 lebten wieder 70 Schulschwestern (1990: 36) im ihrem Kloster am Mały Rynek, das sich bis heute in ihrem Besitz befindet. Viele von ihnen haben auf dem alten Stadtfriedhof in der Odervorstadt (Zaodrze) ihre letzte Ruhestätte gefunden. Bis Sommer 2016 befanden sich noch 13 Grabkreuze von Schulschwestern aus der Zeit von 1912-1938 auf dem Friedhof. Einzelne Schwestern können unter ihrem Ordensnamen (Vorname) oder unter "Siostra (Ssnd)" (Nachname) im Portal gesucht werden.
Hauptquellen:
Die Armen Schulschwestern von U. L. Fr. (Ordensprovinz Schlesien), Die Schlesische Ordensprovinz der Kongregation der Armen Schulschwestern von U. L. Fr. von 1851 bis 1926, Breslau 1926.
Józef Mandziuk, Placówki Zgromadzenia Sióstr Szkolnych de Notre Dame na Śląsku w latach 1851-1991, w: Saeculum Christianum: pismo historyczno-społeczne 13/2 (2006), s. 81-122.
APOP, Abt. 22, Sign. 2450 (CV von Berhilla Wolf).
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