Ś.P.
LEON SZOLGINIA
1892-1958
Lebenslauf:
* 1892 in Skałat bei Tarnopol (heute Скалат bei Тернопіль/Ternopil in der Ukraine)
† in Opole (Oppeln) 1958
LS stammte aus Skałat, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte, wo er als Kind einer polnischen Familie seine Kindheit und Jugend verlebte. In seiner Familie hat sich eine „Zugehörigkeitsbestätigung, kraft derer die Gemeinde Skałat bezeugt, dass Leon Szolginia in dieser Gemeinde das Heimatrecht besitzt“ in polnischer Sprache erhalten.
LS heiratete Adela Bukowska († 1978), die aus Winnik bei L’wów (Lemberg, heute: Львів/L’viv in der Ukraine) stammte. Sie heirateten in der St.-Antoniuskirche im Lemberger Stadtteil Łyczaków. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: Witold (1923-1996) und Lesław. Die Familie lebte in der ulica Łyczakowska 137 in Lemberg. Über eben dieses Haus und seine dort verbrachte Jugendzeit schrieb der rast- und ruhelose Poet Witold Szolginia, Sohn Leons, ein Buch mit dem Titel „Dom pod żelaznym lwem” (Das Haus zum Eisernen Löwen). Es wurde 1971 in Druck gegeben und war vielleicht das erste und zudem eines der wenigen bis zum Ende der Volksrepublik Polen über Lemberg erscheinenden Bücher überhaupt – denn die Geschichte der ehemaligen polnischen Ostgebiete unterlag im Ostblock starken Tabus.
Eben dieses Buch enthält einige wenige, nicht sehr ausführliche Informationen über Leon Szolginia. Die Zeit nach seiner Jugend verbrachte er wahrscheinlich beim Militär, was wir von seinen Erinnerungen wissen, die er damals seiner Familie mitteilte: „Der ‚Waffenrock‘ sah wie folgt aus: Er war über und über mit bis zu blendendem Glanz hochpolierten Knöpfen versehen […] hervorragend – ich sah in ihm vollkommen wie ein echter Offizier aus […] er erschuf die reizvolle Erscheinung eines jungen, tapferen, Glanz verstrahlenden, großartigen Draufgängers in Uniform.“
In der Zwischenkriegszeit, als Lemberg nun zu Polen gehörte – so berichtete es sein Sohn – „arbeitete Papa nicht und alles hing an seiner Pensionszahlung. Aber wenn sie doch wenigstens auf ihrem Stand stehengeblieben wäre. Aber nein – sie war doch immer im Fallen begriffen, immer weiter wurde sie gekürzt. […] Wie über irgendein schönes Märchen sprach man über die alten, guten Zeiten in Wohlstand, als Vater jeden Monat bis zu 300 Złoty Pensionsgeld bekam. Das waren jedoch längst vergangene, geradezu legendäre Zeiten. Ich war ja damals noch klein und es ist wenig, was ich darüber weiß. Wenn einer glaubt, dass mein Papa irgendein alter Greis gewesen wäre, so konnte man ihn doch nicht als alt bezeichnen…. [Ich fragte mich:] Sind 45 Jahre so viel? Aber Pension bekommt er doch schon seit immer… solange ich mich nur erinnern kann.“ Natürlich versuchte er auch die Familie mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten: „In erster Linie erledigte er für verschiedene Familien Steuerangelegenheiten. Er schrieb ihnen irgendwelche Anträge und ging für sie zu den Finanzämtern.“
Im Mai 1946 wurde die Familie Szolginia aus Lemberg zwangsausgesiedelt, um dann in Oppeln wieder angesiedelt zu werden. Die Söhne nahmen schon nach kurzer Zeit ein Studium in Krakau auf – Witold schloss 1950 ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Krakau ab, Leslaw 1954 ein Studium der Denkmalpflege an der Akademie der Schönen Künste.
Hauptquellen:
Andrzej W. Kaczorowski, Arcylwowianin – Witold Szolginia (1923-1996), „Biuletyn Instytutu Pamięci Narodowej” 2009, Nr. 1-2, S. 117-124.
Witold Szolginia, Dom pod żelaznym lwem, Kraków 1971, S. 107-109, 187f.
Helena Wiórkiewicz, Witold Szolginia (1923-1996), „Niepodległośc i Pamięć”, 1996, Nr. 2.
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