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A O ... EGO SUM RESURRECTIO I VITA ... Geistlicher Rat.
em. Pfarrer von Oppeln
Caspar Wrzodek
Spiritual bei den Armen Schulschwestern d. N. D.
[Daten]
R. i. p.
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Ihrem ehemaligen Pfarrer die dankbare Pfarrgemeinde
Lebenslauf:
CW besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt Ratibor und studierte danach Theologie in Breslau, wo er 1856 die kath. Studentenverbindung „Winfrida“ mitbegründete.
1860 wurde er in Oppeln zum Priester geweiht und Kaplan an der Kreuzkirche. Hier engagierte sich CW tatkräftig im „Kath. Gesellenverein“, dessen Vorsitz er bald übernahm. 1864 wurde er Kuratus und Spiritual (geistl. Beistand) am Oppelner Schulkloster, wo er auch den Oppelner Mädchen und jungen Damen den Katechismus lehrte. 1870 ging er als Kuratus an die Kreuzkirche zurück und verharrte 25 Jahre in dieser Position, während ihm der Aufstieg zu höheren Kirchenämtern wenig reizte, lieber engagierte er sich politisch, besonders in der neuen kath. Zentrumspartei.
Auf der „22. Generalversammlung kath. Vereine“ in Breslau 1872 – einer Art Vorläufer der Katholikentage – trat CW dafür ein im Kulturkampf mit dem preußischen Staat nicht klein beizugeben. Auf Verlangen von Teilnehmern aus Oberschlesien und dem Bezirk Posen hielt er eine Ansprache in Polnisch. Da „die Kirche auf Erden eine streitende sei“, ermunterte er alle „zu Treue im Glauben und zur Ausdauer im Kampfe“ – besonders gegen das neue Schulgesetz, welches gerade die geistliche Schulaufsicht durch eine staatliche ersetzt hatte.
1875 zwang der Staat CW wie auch Pfarrer Porsch ihre uralten Pfarrwohnungen bei der Kreuzkirche – die 1812 aufgrund der Säkularisation in Staatsbesitz übergegangen waren, doch bis dahin wie immer zovor weiter von den Geistlichen bewohnt werden durften – zu räumen.
CW blieb jedoch weiterhin gesellschaftlich aktiv und gründete 1876 den informellen „Katholischen Familienzirkel“ (er bestand bis 1945) zur Pflege des Familienlebens, wo er sich bis an sein Lebensende engagierte.
Nach Beilegung des Kulturkampfes gelang es besonders aufgrund der Anstrengungen CWs 1888 den Schulschwestern ihre Rückkehr nach Oppeln zu ermöglichen, von wo sie 1878 vertrieben worden waren. CW unterstützte das Schulkloster tatkräftig und ermöglichte bis 1899 die Errichtung eines weiteren Schulgebäudes. Schon 1893 war es ihm, finanziert durch einen Nachlass, gelungen ein von Franziskanerinnen geführtes Spital in Groschowitz zu eröffnen, wo 1898 bereits 100 Kranke verpflegt wurden.
1895/96 ermöglichte CW mit anderen Geistlichen die Herausgabe der polnischsprachigen „Gazeta Katolicka“, die in den Schulen für Religionsunterricht in polnischer Sprache kämpfte. Nach dem Tode Pfarrer Porschs folgte CW ihm 1895 als Stadtpfarrer nach. CW verfolgte das Ziel seine überaus stark angewachsene Pfarrgemeinde zu teilen, um die Seelsorge zu verbessern. So ermöglichte er im zum Sprengel gehörenden Chronstau (Chrząstowice) bis 1897 einen Kirchenneubau auszuführen.
Als in der Oppelner Pfarrgemeinde in derselben Zeit der Wunsch laut wurde, die Türme der Kreuzkirche zu vollenden, spendete CW dazu persönlich 2.000 Mark und es gelang es ihm durch sein starkes Engagement unter den Oppelnern ein wahres Feuerwerk der Unterstützung für dieses Projekt zu entfesseln, so dass dieses von 1898-1900 verwirklicht werden konnte. U. a. zum Andenken an diese Initiative ließ er historische Dokumente in den Turmkugeln verstecken, die erst 2008 bei einer Renovierung wiederentdeckt wurden.
Schon während der Turmbauarbeiten suchte CW einen Bauplatz für eine zweite Pfarrkirche seiner stetig wachsenden Gemeinde und unterstützte die 1899 beschlossenen Neubauten von Kirche und Schule in Königlich Neudorf (Nowa Wieś Królewska), die 1905 eingeweiht werden konnten.
Schon im Frühjahr 1899 war CW an Diabetes erkrankt und legte auf Anraten seines Arztes 1900 sein Pfarramt nieder, blieb aber „Spiritual“ bei den Schulschwestern und war bis zu seinem Tod 1907 gesellschaftlich karitativ aktiv. Auf seinen Wunsch hin wurde er „in einer Franziskanerkutte und dem darüber gelegten Messgewande“ begraben. Im Folgejahr stiftete seine dankbare Gemeinde ihm ein Grabdenkmal, das am Allerseelenabend „unter großer Teilnahme der Pfarrgemeinde eingeweiht wurde“ und bis heute besteht.
Hauptquellen:
Emanuel Talar, Die Pfarrer der ehemaligen Kollegiatkirche zum hl. Kreuz in Oppeln seit Aufhebung des Kollegiatstifts im Jahre 1810, Oppeln [1924], S. 32-27.
Marcin Podolan, Historyczny remont opolskiej Katedry Kula – wehikuł czasu, [wywiad z proboszczem Opolskiej Katedry, ks. infułat Edmund Podzielny], w: Historia Lokalna Nr. 1/0/09, lipiec 2009, s. 2-5.
Jerzy Ratajewski, Prasa centrowa w języku polskim na Górnym Śląsku w latach 1886-1925, w: Kwartalnik Historii Prasy Polskiej 16/1 (1977), s. 19-63, tu: s. 28.
Mieczysław Pater, Biogramy, w: Słownik Biograficzny. Katolickiego Duchowieństwa Śląskiego (SBKDŚl). Wrzodek Kasper (s. 472-473), Porsch Wilhelm (s. 327).
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