(Grab nicht erhalten)
Lebenslauf:
Der Aufstieg der kath. Juristenfamilie Porsch begann Anfang des 19. Jhs. in Oberschlesien. WPs Vater, der Justizrat Joseph P. († 1848), war in Krappitz zugleich städtischer und gutsherrlicher Richter. WP besuchte das Gymnasium in Leobschütz (Głubczyce) und studierte nach seinem Abitur Theologie in Breslau.
1845 wurde er von Fürstbischof Diepenbrock zum Priester geweiht, dann 1846 an der Oppelner Kreuzkirche Kaplan und von 1851 bis 1862 Kuratus an der Bergelkirche. Daneben engagierte er sich im kath. „Vincentius-Vereins“, dessen Vorsitz er führte und 1853 z. B. eine Lotterie zur Unterstützung armer Familien und Lehrlinge organisierte. Aufgrund seines besonderen pädagogischen Geschicks betraute ihn die geistliche Schulbehörde schon 1860 mit der Inspektion „über die kath. Volksschulen“ im Kreis Oppeln. In diesem Amt führte er lange Inspektionsreisen durch, die wohl schon 1862 den Keim zu einer rheumatischen Krankheit legten, welche ihn 1863 zur Aufgabe dieser Tätigkeit zwang. Ein Jahr zuvor war dem nun schon lange in Oppeln wirkenden und sehr beliebten Kuratus WP das Pfarramt bei der Heilig-Kreuz-Kirche übertragen worden.
WP engagierte sich nicht nur karitativ, sondern war wie sein Bruder, der Breslauer Buch- und Zeitungsverleger Guido P. (1818-1889), in der 1870 gegründeten kath. Zentrumspartei politisch aktiv, besonders nach Ausbruch des Kulturkampfes, der WP hart zusetzte. Schon 1873 hatte er so sein Amt als Revisor der kath. Schulen niederlegen müssen und 1875 wurde er auf Antrag des Bürgermeisters Goetz aus dem Kuratorium für das St.-Alexius-Hospital ausgeschlossen, das bis dahin immer die kath. Stadtpfarrer geführt hatten. Vom Oppelner Wahlkreis wurde WP von 1877-1885 dreimal in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Sein Neffe, Felix Porsch (1853-1939), der später sehr bekannte Zentrumspolitiker, besuchte WP oftmals in Oppeln, der ihm sicher wertvolles Rüstzeug für seine spätere politische Karriere mitgab. 1875 erhielt WP von der Oppelner Regierung ein Schreiben, worin ihm mitgeteilt wurde, dass nach dem Gesetz „sämtliche Leistungen aus Staatsmitteln“ an ihn einzustellen seien und er deshalb auch seine seit der Säkularisation dem Staat gehörende Wohnung bei der Pfarrkirche räumen müsse. Für neun Jahre musste er fortan „in einem bescheidenen Pensionärszimmer des Adalbert-Klosters“ wohnen. Erst nach Beilegung des Kulturkampfes 1887 durfte er zurückkehren.
Seine großen Bemühungen galten aber der Entwicklung des von Aloys Gaerth begründeten St.-Adalbert-Hospitals und vor allem der von ihm 1893 initiierten Errichtung eines angeschlossenen Waisenhauses, wozu er fast sein ganzes Vermögen „freudig“ opferte. 1894 wurde das „Porsch-Waisenhaus“ (heute: „Collegium Minus“ der Universität) eröffnet und galt bald als Schmuckstück am Wilhelmsplatz (heute: pl. Kopernika). 80 Kinder konnten darin Unterkunft finden.
WP hatte zudem den Plan in der heutigen ul. Katowicka ein neues Spital zu errichten, kam aber lediglich noch dazu den dafür dort nötigen Grund zu erwerben. Denn Ende 1894 verschlechterten sich seine Leiden so stark, dass er die Andachten am Silvester- und Neujahrsabend nicht mehr leiten und nur noch für das „Te deum“ zum Altar kommen konnte. Kurz darauf wurde er bettlägerig und verstarb in der Nacht zum 20. Januar. Die Trauerfeierlichkeiten fanden am 23. Januar in der Bergelkirche und in der Kreuzkirche, wo sein Leichnam aufgebettet worden war, statt. Anschließend bewegte sich der Leichenkondukt in Richtung des Friedhofs an der Breslauer Str. Im Folgejahr setzten die dankbaren Oppelner „ein schwarzes Marmorkreuz auf seinen Grabhügel“, das aber nicht erhalten ist. WP wurden zahlreiche geistliche u. weltliche Ehrungen zuteil. So wurde er 1878 geistlicher Rat, 1882 Fürstbischöflicher Kommissarius, 1887 Oppelner Ehrenbürger und 1892 Ehrendomherr des Breslauer Domkapitels. Posthum wurde zu seinen Ehren 1902 die ehemalige Neu-Str., die heutige ul. Augustyna Kośnego, in „Porschstraße“ umbenannt.
Hauptquellen:
Emanuel Talar, Die Pfarrer der ehemaligen Kollegiatkirche zum hl. Kreuz in Oppeln seit Aufhebung des Kollegiatstifts im Jahre 1810, Oppeln [1924], S. 28-32.
Stanisław Sławomir Nicieja, Wzgórze Uniwersyteckie w Opolu. Ludzie i zabytki, fakty i legendy, Opole 2008, S. 86.
August Hermann Leugers-Scherzberg, Felix Porsch, 1853-1930. Politik für katholische Interessen in Kaiserreich und Republik, Mainz 1990, S. 6f.
Helmut Neubach, Porsch, Felix, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 637f.
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