(Grab nicht erhalten)
Lebenslauf:
ERs Vater war der „herrschaftl. Wirtschafts-Amtsmann“ in Lobetinz, Friedrich Samuel R. (1771-1806). Seine Mutter, Friederike, geb. Dibietz (1776-1851), Tochter eines „Teichinspectors“ in Gorschütz (Gorczyce). Die Raabes waren ev.
ER besuchte das berühmte Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau, das er aber schon 1820 mit etwa 15 Jahren verließ, um beim Oppelner Buchdruckermeister Carl Benjamin Feistel (1773-1827), Ehemann seiner Kusine Johanna Elisabeth, eine Lehre aufzunehmen. ERs Sohn Gustav berichtet von dieser Zeit: „[…] während seiner langen Lehrzeit mußte mein Vater bei Feistel in einer unbeheizbaren Dachkammer schlafen und hat sich bei den damaligen strengen Wintern wahrscheinlich einen Rheumatismus“ zugezogen. 1824 wurde ER von seiner Lehrzeit „freigesprochen“. Er machte sich nun zum Verlag „Grass, Barth & Co“ nach Breslau auf, wo er anderthalb Jahre arbeitete. Es folgten zwei Jahre bei der Firma „Friedrich August Brockhaus“ in Leipzig, wo man seit 1809 ein „Conversationslexikon“, Vorläufer des berühmten „Großen Brockhaus“ herausgab, dessen Neuausgaben in der Folge kontinuierlich überarbeitet wurden.
1829 kehrte ER nach Oppeln zurück, wo er für seine Kusine die Leitung seiner alten Lehrfirma Feistel übernahm, da ihr Ehemann 1827 verstorben war, doch musste die Druckerei ihren Titel „Kgl. Regierungs-Druckerei“ 1828 an ihren Oppelner Konkurrenten Weilshäuser abgeben.
1830 wurde ER Oppelner Bürger und kaufte schließlich von seiner Kusine für 2.000 Reichstaler Feistels Druckerei in der Beuthener Vorstadt Nr. 18a „mit allen Maschinen-Utensilien und Beständen“ auf. Da ER den Betrieb erweitern und modernisieren wollte, hatte er bereits zuvor das Grundstück am Ring 29 erworben und baute es für seine Zwecke aus. Sein Betrieb umfasste damals: zwei Buchdruckpressen, eine Buch- und Steindruckerei, eine Lithographie, eine Buchbinderei und ein Papiergeschäft. Wohl wegen Feistels alten Kundenstamms nannte er seine Druckerei erst 1833 auf seinen Namen „Erdmann Raabe“ um.
Von 1829 bis 1832 erschien bei ER die „Oberschlesische Zeitung“, von 1832 bis 1838 dann zweimal wöchentlich „Der Bote aus Oberschlesien“, seit 1835 das „Oppelner Kreisblatt“ und ab 1841 druckte ER abwechselnd mit Weilshäuser die Wochenzeitung „Oppelner Stadt-Blatt“. Auch polnische Werke wurden gedruckt, so erschien hier z. B. 1840 ein polnischsprachiges Gebetbuch des Kaplans Hlubek aus Groß-Schimnitz (Zimnice Wielkie).
1837 heiratete ER Valerie Pfeiffer (1818-1883), Tochter des ev., wohlhabenden Oppelner Lederfabrikanten Georg Pfeiffer (1767-1838), der in der Krakauer Str. eine Gerberei besaß, und seiner Frau Eleonore, geb. Schindler. Dieser Ehe entsprossen 13 Kinder, von denen vier jung verstarben. Oskar (1838-1881) u. Gustav (1853-1940) führten später das väterliche Geschäft fort.
Sohn Gustav charakterisierte ER wie folgt: „Mein Vater […] war ein bescheidener, durchaus ehren- und gewissenhafter, daher auch überaus hochangesehener, Mann […]. Aber auch für jeden Mitmenschen hatte er ein warmes, teilnehmendes Herz […]. Er war ein außerordentlich guter Familienvater, gütig, milde und nachsichtig, duldete aber keine unrechten Handlungen. Hierbei wurde er von meiner Mutter in jeder Beziehung getreulich unterstützt.“ – Und Gustav weiter: Sein „Druckerei-Geschäft“ leitete er neben seinem Ehrenamt als Stadtverordneter (1844: Vorsitzender; 1847 u. 1854 Ratsherr) bis zu seinem Tode selbständig. Seine Frau erzog dagegen die 13 Kinder fast alleine und führte den Haushalt, im Rahmen dessen „nach damaliger Gepflogenheit auch Angestellte und Lehrlinge versorgt werden mussten.“
1857 kaufte ER für 900 Reichstaler das Gartengrundstück Wilhelmsthal 14 als „Erholungsaufenthalt für die Familie“. Ein Verwandter, der Hofgärtner Wollenky aus Carlsruhe, legte dort einen Blumen-, Obst- und Gemüsegarten an.
Auf der Silberhochzeitsfeier 1862 wurden ER und seiner Frau Valerie von ihren Gästen viel „allgemeine Liebe und Wertschätzung“ zuteil, so Gustav. Doch ERs Rheumatismus verschlechterte sich trotz seiner Kuren in Baden bei Wien immer mehr und wohl andere Leiden traten hinzu. Schon 1865 starb er und wurde am 10. Nov. feierlich in seiner Familiengruft beigesetzt.
Hauptquelle:
APOP, Abt. 45, Sign. 3179 (Akte Raabe).
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