(Grab nicht erhalten)
[v.]
Ebräer C. XII, v. 17
[Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen; denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen; auf daß sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das ist euch nicht gut.]
Ruhestätte des hiesigen kath. Stadt Pfarrers, Domherren, auch königlichen Regierungs- und Schulraths Herrn Frantz Paul Hochwürden. gebohren, d. 10t. October 1768 gestorben d. 20t. May 1818
[r.]
Ebräer 13. v. 7.
[Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach]
[l.]
Offenbar. Johannis C XIV, v. 13
[Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem HERRN sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach.]
[h.]
2. Timotheum C. IV, v 7-8
[Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der HERR an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.]
Aus Hoffnung, Liebe und Dankbarkeit errichtet von der gesamten Bürgerschaft zu Oppeln.
---
[APOP 22-2583, S. 28]
Lebenslauf:
1792 wurde Franz Paul zum Priester geweiht. Als Kaplan wirkte er in Schawoine (Zawonia, Kreis Trebnitz), seit 1794 in Woisselsdorf (Wojsław) bei Grottkau und danach in Schweidnitz.
1798 wurde Franz Paul als Seelsorger für die Deutschsprachigen an das Kollegiatstift Oppeln berufen. Im Folgejahr nahm er an einer Revision der kath. Volkschule bei der Oppelner Kreuzkirche teil, ließ diese renovieren und alle privaten Winkelschulen schließen. Den Lehrern trug Franz Paul auf „hauptsächlich auf die Moralität der Kinder und ihre guten Sitten zu würken“. Talar (1924) bezeichnete Franz Paul „als Neugründer und Vater der Oppelner katholischen Volksschule“. Bis 1805 wurde die alte Schule ausgebaut und bekam eine dritte Klasse. 1818 besuchten sie 400 Schüler.
1800 wurde Franz Paul zum Erzpriester und ein Jahr später zum Schulinspektor über alle Schulen im Kreis Oppeln ernannt. Er nahm sich dieser Aufgabe „mit größtem Eifer“ an, auch wenn ihm dies „ohne Kenntnis der polnischen Sprache“ schwer fiel und er 1806 deshalb sogar zurücktreten wollte. Noch 1814 klagte Franz Paul über „zu enge, finstere und schlechte Schulräume, über äußerst schlechten Schulbesuch und die geringen Erfolge des Unterrichts“ sowie 1815 auch über die „Schulleute“, die „unfleissig, liederlich und größtenteils Branntweinsäufer“ seien.
Gegen Ende 1812 wurde Franz Paul schließlich auch Stadtpfarrer von Oppeln und zudem Breslauer „Ehrendomherr“. Nach der Säkularisation waren Franz Paul aber außer dem „Klingelbeutelgeld“ alle anderen Einnahmen vom Staat beschlagnahmt worden. So musste er viele Bittbriefe an die „Spezialkommission zur Regulierung des Kirchen- und Schulwesens“ schreiben. Schließlich drohte Franz Paul sogar mit der Niederlegung seiner Ämter. Auch in Glaubenssachen verschickte er viele Briefe. Da die Minoritenkirche den Evangelischen übergeben worden und die Bergelkirche nun ohne eigenen Priester war, drängte sich zudem zur kath. Heiligen Messe alles in die Kreuzkirche, wo „infolgedessen die größte Unordnung herrschte“. Franz Paul wehrte sich in einem Brief an die Regierung gegen eine solche Beleidigung des Volks in seiner Gottesverehrung – wie er sich ausdrückte (Talar, S. 9).
Als in Preußen Mitte März 1813 die Landwehr zum Kampf gegen Napoleon ausgehoben wurde und in Oppeln etwa 70 Personen zum Dienst ausgelost werden sollten, hielt Franz Paul eine „zündende patriotische Ansprache in deutscher Sprache vor dem versammelten Volke“, so dass sich umgehend 50 Freiwillige meldeten. Am 17. Dezember 1813 gelang es Franz Paul das als wundertätig verehrte Muttergottesbild aus Piekar in den Besitz seiner Pfarrkirche zu bringen, heute als „Matka Boska Opolska“ (Oppelner Gottesmutter) verehrt.
Zwischen den beiden Konfessionen – der ev. und kath. – herrschte damals in Oppeln ein gutes Einvernehmen. Als die ev. Kirche 1813/14 als Militärlazarett genutzt wurde, gestattete Franz Paul der ev. Gemeinde Gottesdienste in seiner Kreuzkirche zu feiern und stimmte 1813 der Anlegung eines gemeinsamen Friedhofs zu. 1816 wurde Franz Paul als „geistlicher Regierungs- und Schulrat“ Mitglied der neuen Regierung in Oppeln. Als diese die beiden städtischen Konfessionsschulen zusammenlegen wollte, setzte sich Franz Paul nun aber energisch und erfolgreich für ihre separate Beibehaltung ein.
Anfang 1818 erkrankte Franz Paul an einer Lungenentzündung, an deren Folgen er am 20. Mai starb. In seinem Testament hatte er die kath. Oppelner Stadtschule zur Universalerbin seines Vermögens von 3.000 Reichstalern eingesetzt. Dieses sollte zum Ankauf von Lehrmitteln sowie zur Förderung besonders fleißiger und armer Schüler verwendet werden. Bis in den Ersten Weltkrieg erhielten die Kinder aus dieser Stiftung „Lernbedarf und Schuhe“.
Am 4. Oktober 1827 ließen die Stadtverordneten Franz Paul über seiner Gruft ein Denkmal „von schönem, reinem Marmor“ errichten (nicht erhalten). Zu seiner Einweihung erschienen alle Stadträte in schwarzer Kleidung sowie auch zahlreiche Bürger.
Hauptquellen:
Emanuel Talar, Die Pfarrer der ehemaligen Kollegiatkirche zum hl. Kreuz in Oppeln seit Aufhebung des Kollegiatstifts im Jahre 1810, Oppeln [1924], S. 7-12 u. 5-7.
Martin Kunze, Die katholische Volksschule zu Oppeln unter preußischer Herrschaft, in: Der Oberschlesier, Jg. 12, Heft 5 (1930).
Ulrich Seng, Die Schulpolitik des Bistums Breslau im 19. Jahrhundert, Wiesbaden 1989.
Schlesische Provinzialblätter Bd. 67 (1818), S. 461f. APOP, Abt. 2, Sign. 2583 (Denkmal für Franz Paul).
Photos: