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Lebenslauf:
seit dem 7. Mai 1849 in Oppeln
1846 erwarb der Pfarrer Alois Gärth den verlassenen Gebäudekomplex des ehemaligen Dominikanerklosters auf dem Kalkberg (Opolska Górka) mit der Intention dort zunächst ein Armen- und später ein Krankenhaus einzurichten. Die Finanzierung dieses Projekts überstieg jedoch seine finanziellen Möglichkeiten und so mietete zunächst der Oppelner „Katholische Verein“ die Gebäude an und dachte in der Folge mit darüber nach, wie man das Vorhaben Gaerths verwirklichen könnte. Zur Hilfe der Führung des Waisenhauses entschloss man sich Schwestern des gerade erst 1844 in Telgte bei Münster neu begründeten Ordens der „Kongregation der Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus“ – der später auf Polnisch so genannten „franciszkanki szpitalne“ („Spitalfranziskanerinnen“) – herbeizurufen.
Gründer des Ordens war der Franziskanermönch Johann Bernsmeyer (1777-1858), der unter seinem Ordensnamen „Christoph“ bekannt wurde. Nach der Säkularisation in Preußen hatte er als Seelsorger und Betreuer von Armen gearbeitet. Aufgrund seiner dabei gewonnenen Erfahrungen entschloss er sich eine neue Kongregation zu gründen. Deren Hauptaufgabe sollte die Pflege von Kranken in Krankenhäusern sowie in deren eigenen Wohnungen sein. Im Juli 1844 wurden die ersten Kandidatinnen für ein Noviziat aufgenommen.
Schon nach kurzer Zeit trafen die ersten Franziskanerinnen auch in Oberschlesien ein. Als 1847 die schlechte Nachricht der dort herrschenden Typhusepidemie bekannt wurde, baten vier Schwestern den Gründungsvater ihres Ordens um die Erlaubnis in das von der Seuche heimgesuchte Gebiet reisen zu dürfen. Die Schwestern arbeiteten zunächst im Kreis Pless (Pszczyna). Nach Abklingen der Epidemie ließen sie sich in Nikolai (Mikołów) nieder, wo sie sich mit der Führung eines Waisenhauses und um die Pflege von Kranken verdient machten. Aus eben dieser Niederlassung gelang es auch die ersten zwei Franziskanerinnen dazu bewegen nach Oppeln zu kommen, um das dortige Waisenhaus zu führen. Es waren dies Klara Hüsing und Paula Bötticher. Sie begannen ihre Arbeit in Oppeln am 7. Mai 1849. Zunächst betreuten sie 16 Kinder im Schulalter sowie vier obdachlose Mädchen. Als Ende 1849 in der Stadt eine Cholera- und eine Typhusepidemie ausbrachen, meldeten sich beide Schwestern zu freiwilligen Krankenpflege.
Am 23. April 1851 erfüllten sich endlich die langjährigen Bemühungen Pfarrer Gaerths und der Gründungsakt des St.-Adalbert-Krankenhauses in Oppeln, wo die Schwestern von nun an die Krankenpflege aufnahmen, konnte gefeiert werden. Die erste Hebamme war die Schwester Franziska Richter, ihre Nachfolgerin von 1852 an die Schwester Margarethe Bergmann. Letztere erfüllte diese Funktion unermüdlich über den langen Zeitraum von 49 Jahren.
Von den anfänglich nur vier Schwestern, die das gesamte Personal des Krankenhauses ausgemacht hatten, wuchs die Zahl der Schwestern bis 1910 kontinuierlich auf 60 an. 1876 eröffneten sie in Sczepanowitz (Szczepanowice) das neu errichtete „Haus St. Franziscus“, in welchem pflegebedürftige Kranke untergebracht wurden. Diese Einrichtung besteht und arbeitet als Heil- und Pflegeheim (Zakład Opiekuńczo-Leczniczy) bis heute. 1893 wurde in Groschowitz (Groszowice) eine weitere Einrichtung, das „Haus St. Josef”, ein Krankenhaus für Frauen, eröffnet und 1906 wurde schließlich das seit 1421 in Oppeln bestehende St.-Alexis-Hospital in die Obhut der Franziskanerinnen übergeben. Diese Einrichtung führen die Schwestern in Form eines Pflegeheims bis auf den heutigen Tag. Mitglieder ihres Ordens verstärkten auch das Personal des neuen St.-Adalbert-Krankenhauses, welches in der Zwischenkriegszeit an der Kreuzung der Vogt- und Porschstraße, heute ul. Katowicka und ul. Kośnego, errichtet worden war.
Als sich Oppeln 1945 als Opole in den Grenzen Polens wiederfand und die polnische Verwaltung die Gesundheitsfürsorge und die Führung der Krankenhäuser übernahm, mussten sich die Krankenschwestern der Franziskanerinnen einer Überprüfung ihrer Nationalität unterziehen, um in Schlesien bleiben zu dürfen. Die Oberin der Provinz Schlesien, die damals 405 Schwestern zählte, beantragte für 325 Schwestern die Zuerkennung der polnischen Staatsbürgerschaft. 130 von ihnen wurde jedoch ein abschlägiger Bescheid erteilt, so dass sie gezwungen waren nach Deutschland auszureisen. Die übrigen Schwestern mussten einen so genannten „Repolonisierungskurs“ durchlaufen. Wir wissen jedoch nicht genau, wie die Verhältnisse bei den Oppelner Schwestern in dieser Zeit lagen.
Diejenigen Schwestern, die vor Ort verblieben waren, arbeiteten weiter in ihren Einrichtungen, die aber von 1949 an verstaatlicht wurden. In den darauf folgenden Jahren begann man die Schwestern nach und nach aus ihren Diensten in den nun bereits verstaatlichten Pflegeinrichtungen zu entlassen. 1955 mussten auch die Franziskanerinnen, die im Oppelner St.-Adalbert-Krankenhaus als Pflegerinnen arbeiteten, schließlich gehen. Ihrer Aufgaben und Unterhaltsmittel beraubt, zogen die Schwestern nach Gierałcice (Giersdorf) bei Wołczyn (Konstadt) um, wo sie ein Pflegeheim für behinderte Kinder einrichteten.
Etliche der dem Orden enteigneten Einrichtungen wurden den Schwestern seit 1971 allmählich zurückerstattet, eine schließliche Normalisierung der Situation trat aber erst nach den Umwälzungen des Jahres 1990 ein. Heute führen die Franziskanerinnen ihre Pflegearbeiten im Pflege- und Heilzentrum in Oppeln/Sczepanowitz, in der Sozialstation „Dom Pomocy Społecznej“, die sich im alten Gebäude des St.-Alexis-Hospitals befindet, sowie im „Dom Księży Emerytów“, einem Haus für pensionierte Pfarrer, aus. Ihre Arbeit in den Oppelner Krankenhäusern haben sie jedoch nie wieder aufgenommen. Die bekannten Namen von 45 auf dem Oderfriedhof ruhender Schwestern sind unter „siostra (SSFr)“ (Suchfeld: Nachname) im Portal abrufbar.
Hauptquellen:
Wanda Musialik, Siostry franciszkanki szpitalne w Opolu, „Almanach miejski Opolanin ” 2001, S. 61-63.
www.franciszkanki.pl
Bekannte Gräber (Nr. im Portal):
Siostra (SSFr) 20 Ladislawa † 1895
Siostra (SSFr) 28 Martiniana † 1899
Siostra (SSFr) 30 Margareta † 1901
Siostra (SSFr) 31 Flora † 1903
Siostra (SSFr) 38 Virgilia † 1903
Siostra (SSFr) 44 Fabiana † 1905
Siostra (SSFr) 45 Walfrieda † 1905
Siostra (SSFr) 26 Theodulla † 1906
Siostra (SSFr) 03 Alma † 1907
Siostra (SSFr) 24 Sekundaria † 1907
Siostra (SSFr) 05 Priska † 1908
Siostra (SSFr) 09 Metrudis † 1910
Siostra (SSFr) 01 Doloresa † 1914
Siostra (SSFr) 13 Gaudentia † 1914
Siostra (SSFr) 23 Columbina † 1914
Siostra (SSFr) 14 Pontiana † 1915
Siostra (SSFr) 16 Sindulpha † 1915
Siostra (SSFr) 22 Bronislawa † 1918
Siostra (SSFr) 29 Maximina † 1918
Siostra (SSFr) 37 Liberatis † 1919
Siostra (SSFr) 36 Servatia † 1920
Siostra (SSFr) 32 Onesima † 1921
Siostra (SSFr) 18 Eugenia † 1922
Siostra (SSFr) 43 Salvatora † 1922
Siostra (SSFr) 39 Maximiliana † 1924
Siostra (SSFr) 41 Aegidia † 1924
Siostra (SSFr) 42 Edmunda † 1924
Siostra (SSFr) 33 Avatia † 1928
Siostra (SSFr) 35 Disberta † 1928
Siostra (SSFr) 40 Ceslava † 1928
Siostra (SSFr) 27 Hygina † 1929
Siostra (SSFr) 34 Triphonia † 1929
Siostra (SSFr) 25 Febronia † 1932
Siostra (SSFr) 21 Pudentia † 1933
Siostra (SSFr) 19 Leoberta † 1934
Siostra (SSFr) 15 Chiledonia † 1935
Siostra (SSFr) 11 Arcusia † 1935
Siostra (SSFr) 17 Hildegardis † 1937
Siostra (SSFr) 07 Fintana † 1948
Siostra (SSFr) 02 Busiris † 1954
Siostra (SSFr) 04 Ruscella † 1957
Siostra (SSFr) 06 Firontina † 1957
Siostra (SSFr) 08 Basilida † 1958
Siostra (SSFr) 10 Barka † 1958
Siostra (SSFr) 12 Adelsindis † 1961
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