(Grab nicht erhalten)
Lebenslauf:
GRs Vater war der Druckereibesitzer Erdmann R. (1805-1865), seine Mutter Valerie, geb. Pfeiffer (1818-1883), Tochter eines Oppelner Lederfabrikanten. GR hatte 12 Geschwister, von denen vier im Kindesalter verstarben. Die Raabes waren ev.
GR besuchte in Oppeln die Elementarschule und das Gymnasium, das er 1866 nach der Quarta (7. Schuljahr) verließ, da im Jahr zuvor sein Vater gestorben war und seine Mutter nun auch im Geschäft aushelfen musste, das sein älterer Bruder Oscar R. übernahm, aber erst seit 1869 auf eigene Rechnung führte. So wurde GR von 1866-1868 „Zögling des mit dem Waisenhaus verbundenen Pensionats in Bunzlau“. Nach seiner Schulzeit lernte GR das Schlosserhandwerk in Brieg (Brzeg), wo er gleichzeitig zur „Fortbildungsschule“ ging, um „Technisches Zeichnen“ zu lernen. Anschließend besuchte er von 1868-1871 das Technikum in Frankenberg in Sachsen und arbeitete danach bis Ende 1872 als „Konstrukteur im technischen Büro der Maschinenfabrik Stanislaus, Lentner & Co“ in Breslau, um dann ins technische Büro seines Schwagers, des „Civil-Ingenieurs“ Hugo Stutzer, in Myslowitz zu wechseln.
Seit 1873 besuchte GR „als Hospitant“ die Oberrealschule in Gleiwitz, machte 1874 sein Abitur und studierte danach bis 1877 sechs Semester Maschinenbau an der technischen Hochschule in Berlin. Anschließend meldete er sich beim Militär und diente u. a. „bei der kaiserlichen Marine in Kiel“ als „einjähriger Freiwilliger“ und überlegte dort als Ingenieur zu bleiben. Doch schließlich kehrte er in das Büro seines Schwagers nach Myslowitz zurück und arbeitete zunächst bei einer Steinkohlengrube in Beuthen und wurde danach „als Maschinenmeister an die Julien-Eisenhütte in Bobrek“ geschickt.
Nach dem überraschenden Tod seines Bruders Oscar im Dezember 1881 musste er Anfang Februar 1882 nach Oppeln zurückkehren, um die Familiendruckerei weiterzuführen, da sonst alle seine Brüder beruflich oder familiär verhindert waren. Der Ankauf der Druckerei von Oscar Rs. Witwe Clara gestaltete sich sehr kostspielig und schwierig, doch gelang es GR die Druckerei wieder in die alte Erfolgsschiene zu führen. Unter anderem wurden bei Raabe von 1899 bis 1924 das zweimal wöchentlich erscheinende „Oppelner Stadtblatt“ – heute als Mikrofilm bei der Uni. Wrocław einzusehen – und seit Gründung der Oppelner Handelskammer 1900 deren „Mitteilungen“ gedruckt.
1885 heiratete GR Helene, geb. Braxator (1863-1924), Tochter des Gerichtsbeamten Heinrich B. und dessen Ehefrau, Friederike, geb. Roegner. GR und seine Frau hatten zusammen drei Söhne: Herbert (* 1886), er war 1926 Buchdruckereibesitzer in Oppeln, Georg (1888-1914) und Alfred (* 1900).
Nachdem die jüdische Gemeinde 1897 ihr neues Gotteshaus an der Hafenstraße bezogen hatte, wurde die alte Synagoge versteigert. GR erwarb das Gebäude schnell aus zweiter Hand und richtete hier noch 1897 seine neue Druckerei ein.
Auch im öffentlichen Leben der Stadt Oppeln zeigte GR starkes Engagement. So ist er zwischen 1892 und 1898 als Stadtverordneter bezeugt und war zudem in der freiwilligen Feuerwehr sehr aktiv. 1910 erhielt GR so den „Kronen Orden IV. Klasse“ „für Verdienste um das Feuerlöschwesen“ und 1921 den „Schlesischen Adler I. u. II. Stufe“ „für Verdienste um den Schutz Oberschlesiens". Noch 1926 leitete der „Branddirektor Raabe“ den „Technischen Vorstand der freiwilligen Feuerwehr“. GR war zudem Familienforscher und an der Stadtgeschichte interessiert, zu der er viele Aufsätze von Stadtarchivar Alfred Steinert veröffentlichen ließ. Auch stellte er Ansichtskarten von Oppeln her. GR selbst verfasste die Schrift „Meine Erinnerungen“ und erstellte einen Familienstammbaum mit vielen persönlichen Notizen, der sich bis heute im Staatsarchiv Oppeln erhalten hat. Vermutlich wurde GR in der Oppelner Familiengruft bei seinem Vater auf dem Friedhof an der Breslauer Str. beigesetzt.
Hauptquellen:
APOP, Abt. 45, Sign. 3179 (Akte Raabe).
Gustav Raabe (Hg.), 100 Jahre Erdmann Raabe Oppeln, Oppeln 1933.
Maria Kalczyńska, Tradycje drukarsko-wydawnicze Opola: Firma Erdmanna Raabego 1833-1943 [Buchdruck- und Verlagswesen in Oppeln. Firma Erdmann Raabe 1833-1943], in: Zeszyty edukacji kulturalnej, Opole, Bd. 15 (1997), S. 30-43.
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