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Lebenslauf:
JO wurde in einer polnischen Familie im damals mehrheitlich polnischsprachigen Wilna als Sohn eines Schlossers geboren. Er hatte vier Geschwister – zwei Schwestern und zwei Brüder. Kurze Zeit nach seiner Geburt zog die Familie nach Pińsk (heute Weißrussland) um. Hier beendete JO 1911 das Realgymnasium. In den Jahren von 1912 bis 1915 studierte er an der Fakultät für Bauwesen am Warschauer Polytechnikum. 1915 unterbrach er seine Studien und kehrte nach Pińsk zurück, um dort seine Mutter und seine Schwester zu unterstützen, da seine Brüder von der russischen Armee eingezogen worden waren und seine Vater zusammen mit den Eisenbahnwerkstätten, wo er arbeitete, in die Gegend von Homel (Weißrussland) evakuiert worden war. Bis Dezember 1918 arbeitete JO als Lehrer in privaten Schulen um den Unterhalt für Mutter und Geschwister zu sichern. 1920 unterrichtete er in der Grundschule des nun polnischen Gniew (bis 1918 Mewe/Westpreußen) an der Weichsel. 1921 nahm er als Geographielehrer am staatlichen Gymnasium in Pińsk seine Arbeit auf, wo er während der gesamten Kriegszeit über verbleiben sollte. Gleichzeitig vervollkommnte er seine Ausbildung an der Jagiellonen-Universität in Krakau, wo er 1926 sein Diplom als „Lehrer für Geographie und Geologie an Sekundarschulen“ erhielt.
JO war ein enthusiastischer Landeskundler und aktives Mitglied der „Polnischen heimatkundlichen Gesellschaft“ (Polskie Towarzystwo Krajoznawcze, PTK) in Pińsk. 1927 berichtete die alle zwei Wochen erscheinende und heimatkundlichen Themen gewidmete Zeitschrift „Ziemia“ (Erde), dass die „Abteilung der heimatkundlichen Gesellschaft in Pińsk ein Regionalmuseum begründet hat. Es ist zwar noch sehr bescheiden, aber wird von den städtischen Bewohnern stark unterstützt.“
JO zeigte sich in der Museumsarbeit schnell sehr engagiert, zunächst eher sporadisch, später dann aber sehr systematisch, besonders nachdem er Vizepräsident der Pińsker Abteilung des PTK geworden war.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und Besetzung des östlichen Teil Polens durch die Sowjet-Union wurde JO am 23. März 1940 vom sowjetischen „Sicherheitsdienst“ NKWD verhaftet und im Mai 1941 in den Norden der Sowjet-Union verschleppt. Im Oktober desselben Jahres wurde er aufgrund einer Amnestie entlassen und begab sich nach Kasachstan, wo er an einer polnischen Schule seine Arbeit als Lehrer wiederaufnahm. Von 1944 bis 1946 war er dann als Techniker für Berichterstattung im Bewässerungsamt von Swierdłów.
Infolge der so genannten „Repatriierung“ – der Zwangsaussiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten – kam er am 15. Juni 1946 in Oppeln an. Schon vom 1. Juli desselben Jahres an nahm er gleichzeitig zwei Arbeitsstellen an: Zum einen als Geographielehrer im Jungen-Gymnasium Nr. 1 in Oppeln (seit 1951 das „Koedukative allgemeinbildende Gymnasium TPD“) sowie zum anderen als Direktor des Stadtmuseums (seit 1950 „Museum des Oppelner Schlesiens“). Einer seiner Oppelner Schüler, Tadeusz Olszański, erinnerte sich an ihn: „Lehrer Józef Obuchowski, das heißt „Schade für den Vater!“ (Szkoda Ojca!), wie er genannt wurde, weil er immer so einen Spruch drauf hatte, wenn er uns eine Fünf in Geographie verpasste, […] war ungewöhnlich heiter und optimistisch, eine dem Leben zugewandte Person und neben seinen Breitengraden und Koordinaten brachte er uns auch das bei.“
Sehr schwierig gestaltete sich die zweite Aufgabe Obuchowskis als Leiter des Oppelner Museums. In seinem ersten Bericht vom 8. Juli 1946 beschrieb er den Zustand dieser Einrichtung wie folgt: „Das Museum ist vollkommen durcheinander, Kataloge gibt es keine, in den Museumssälen ein einziges Drunter und Drüber, viele Exponate (darunter auch die gesamte numismatische Sammlung), sind verloren gegangen, zahlreiche Schränke sind beschädigt, fast alle Schlösser sind aufgebrochen. Genauso sieht es in der Bibliothek, in den Arbeitsräumen und im Sekretariat aus.“ Im Bericht des Folgemonats lesen wir: „Im Monat der Berichterstattung (d. h. im August) war der Kustode von 7 Uhr morgens bis 8 Uhr abends mit einstündiger Mittagspause angestellt, dank dieser Regelung war es möglich eine Öffnung des Museums zum 1. September zu bewerkstelligen. An diesem Tag setzte sich das Personal des Museums wie folgt zusammen: „1 Kustode, 1 Hilfskraft, 1 Reinigungskraft, eine technische Kraft zur Konservierung der Exponate und 1 Heizer – zusammen 5 Personen.“ Bei seiner Museumsarbeit legte JO großen Wert darauf die ethnografische Sammlung zu vergrößern. Geradezu legendär wurden seine Suchmaßnahmen nach „schlesischen Sachen“ mit Hilfe seiner Schüler. Die Schüler der höheren Klassen der Mittelstufe des staatlichen Gymnasiums sowie die der Oberstufe des Knabengymnasiums, wo JO Geographie unterrichtete und einen landeskundlichen Kreis für Schüler führte, erfüllten im Museum auch die Rolle von Fremdenführern.
Seine Arbeit im Museum beendete JO am 30. Juni 1953, als Lehrer arbeitete er noch fast bis zu seinem Tod zu Beginn des Jahres 1955.
Hauptquellen:
Akta personale Józefa Obuchowskiego, archiwum Muzeum Śląska Opolskiego.
APO, zesp. 450, Muzeum Okręgowe Śląska Opolskiego.
Stefan Czech, Józef Obuchowski (1891-1955). [Z cyklu:] Portrety Opolan. Wczoraj, Dzisiaj, Jutro 1977 R.10 nr 3/40 s. 49-50.
Kazimiera Zawistowicz, Z Polesia, „Ziemia” 1927, nr 23, s. 473.
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