(Grab nicht erhalten)
hier ruht
in gott die
schriftstellerin
Elisabeth
Grabowski
[Daten]
alles fuer die heimat
von ihren freunden S. d. S. Gau OS
[Schutzverband Deutscher Schriftsteller - Gau Oberschlesien]
EGs Vater war zunächst Kaufmann in Ratibor, wechselte dann jedoch als Beamter zur Bahn, was die Familie zu vielen Umzügen zwang. So lebte sie eine Zeitlang in Österreich, dann 13 Jahre im oberschlesischen Industrierevier und zuletzt wieder in Ratibor. Ihre Mutter war, so EG, „eine feinsinnige, schöne Frau“. Sie starb als EG und ihre drei Schwestern noch Kinder waren. Nun musste sich der Vater ihrer Erziehung widmen. EG über ihn: „Er besaß eine umfassende Bildung, war künstlerisch veranlagt“ und hatte viele Reisen durch Europa unternommen. Zudem besaß er „ein fabelhaftes Gedächtnis“, erzählte seinen Kindern oft und lebhaft von seinen Erlebnissen und führte sie in Literatur, Musik und Kunst ein. Infolge einer Typhuserkrankung verstarb EGs Vater jedoch „ganz plötzlich“ und ließ seine vier Töchter als Waisen zurück.
Die Schwestern mussten sich nun trennen. EG ging nach Ungarn, wo sie über 6 Jahre die „Erziehung eines sechsjährigen Knaben“ übernahm. Sie genoss diese Jahre in Ungarn – vielleicht auch „Oberungarn“ – wie damals die Slowakei genannt wurde, wo sie das „slawisch-mährische Volk gründlich kennen“ lernte, wie sie sagte.
Da ihr Verlobter bei einem Grubenunfall verunglückt war, heiratete EG nie. 1896 ging sie nach Berlin, wo sie ihre schriftstellerische Laufbahn begann und sich dem Schriftstellerverband anschloss. Dies war schon seit ihrer Jugend ihr Wunschtraum gewesen. Bis Juli 1915 blieb sie in Berlin, wo sie aber die Pflege erkrankter Angehöriger immer wieder vom Schreiben abhielt.
Schließlich kehrte sie nach Oberschlesien zurück. Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg sowie den Bürgerkrieg und die Teilung ihrer Heimat Oberschlesien zwischen Deutschland und Polen erlebte sie „mit tiefer Erschütterung“, denn ihr Lebensmotto sei gewesen: „Alles für die Heimat, für sich nichts.“ – so Sczodrok. EG lebte nun zusammen mit zwei ihrer Schwestern, Gertrud, Handelskorrespondentin u. Dichterin (1868-1931), sowie Hedwig, Zeichenlehrerin u. Malerin († nach 1934) in Oppeln in einer Wohnung in der Sternstr. 21 (ul. Reymonta). Die drei „bildeten eine Familie, und sie waren in Oppeln und in ganz Oberschlesien keine Unbekannten.“ Die vierte Schwester, Martha (* zw. 1862/66; † 1945/46), war Musikerin und enge Freundin des Gleiwitzer Komponisten Richard Wetz (1875-1935).
EG reiste viel durch Oberschlesien, um volkskundliches Material zu sammeln und mietete sich dazu auch vor Ort ein, um Leute und Sitten kennen zu lernen. Die Oberschlesier charakterisierte sie wie folgt: „Wie sehr Polen und Deutsche sich vereinigt haben, zeigt ein flüchtiger Besuch der Friedhöfe […]. Die Oberschlesier dürfen als selbstständiges Volk von eigener Art gelten. Sie besitzen gute Eigenschaften, sind lebhaft, fröhlich und anpassungsfähig, fromm und vertrauend.“ EG hielt zu ethnographischen Themen öffentliche Vorträge, was damals Pioniercharakter hatte. Auch für den „Oberschlesier“ schrieb sie.
EG war Schriftstellerin, Volkskundlerin und Heimatforscherin und galt, so Sczodrok, als „Bahnbrecher unserer Heimatarbeit“, während sie für die Jugendlichen „die liebe oberschlesische Märchentante“ war. EG habe schon in einer Zeit für Oberschlesien geworben, „als Heimatarbeit noch recht tief im Kurse stand“. Charakterlich zeichneten EG „Vitalität“, eine „feinnervige Naturverbundenheit“ sowie eine „sehr beachtenswerte schöpferische Begabung“ für Schriftstellerei und Heimatforschung aus. Als ihr zeitloser Verdienst gilt „das Erhalten des Bildes des früheren Oberschlesien aus dem Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs.“, so J. Rostropowicz. EG war sich des langsamen Absterbens alten Volkstums in ihrer Zeit bewusst: „Je mehr die Eigenart der Völker schwindet unter dem gleichmachenden Einfluß der fortschreitenden Kultur, um so beachtenswerter wird sie da, wo wir ihr noch begegnen.“ Oberschlesien hatte nach EG um 1927 „noch Sitten und Trachten aufzuweisen, die in unserer Zeit als letzte Wellen alten, guten Bauerntums ausklingen. […] Darum heißt es festhalten in Wort und Bild, was noch vorhanden ist, damit die Spuren alten Volksgutes nicht ganz verwischt werden.“
Zu ihrem Begräbnis war wegen der großen Kälte und der verspäteten Todesanzeige „nur eine ganz kleine Trauergemeinde“ zusammengekommen, doch erhielten ihre beiden Schwestern später viel Trost zugesprochen. Ihren modernen Grabstein (nicht erhalten) in Form eines unregelmäßigen Sechsecks stiftete der „Schutzverband Deutscher Schriftsteller“.
Hauptquellen:
Joanna Rostropowicz, Elisabeth Grabowski, in: Zeszyty Eichendorffa/Eichendorff-Hefte, Nr. 18 (2007), S. 46-53.
Karl Sczodrok, Nachruf auf EG in: Der Oberschlesier, März 1929, S. 208f.
Oberschlesien im Bild 1934, Nr. 6, S. 6.
Karl Sczodrok, Nachruf auf Gertrud G. in: Der Oberschlesier 1931, Heft 4, S. 230.
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