(Grab nicht erhalten)
Lebenslauf:
KP war kath. Konfession, sein Vater Häusler in Gieraltowitz. Von 1873-1876 erlernte KP die Gartenkunst im großen Landschaftsgarten des Handelsrats und Philosophen Dr. Max Heimann auf dessen Rittergut Wiegschütz (Większyce). Es folgten Anstellungen KPs in Gleiwitz und Beuthen, wo er „zum Militairdienste ausgehoben“, aber nach nur 12 Wochen als Invalide wieder entlassen wurde. Er arbeitete dann in einer Kunstgärtnerei in Gleiwitz und bis 1889 bei verschiedenen Privatpersonen. 1883 heiratete er Marie Nitschtke.
Schließlich bewarb sich KP 1889 auf die neu geschaffene Stelle eines „Friedhofsaufsehers“ beim gerade erweiterten Oppelner Kommunalfriedhof. Der Magistrat suchte für diesen Job einen erfahrenen Kunstgärtner und entschied sich für KP, so dass dieser mit Frau und vier (später sieben) Kindern am 1. Juli 1889 in das frisch erbaute Verwalterhaus, vor der Leichenhalle direkt am Friedhof gelegen, einziehen konnte.
KP hatte neben der Verwaltung der Grabstellen auch auf einem „Ackerstück eine Baumschule zur Aufzucht der für die städtischen Wegbepflanzungen u. s. w. nöthigen Bäume und Sträucher anzulegen“. Zudem hatte er die Leichenhalle zu reinigen, bei etwaigen Scheintoten sofortige Rettungsmaßnahmen einzuleiten und bei Sektionen den Anordnungen von Richtern und Ärzten zu folgen.
Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass KP einen schwierigen, zugleich aber stolzen Charakter hatte. 1890 kam es zu einem ersten Vorfall. KP, der offenbar die ihm anvertraute Pflege von Gräbern vernachlässigte, berichtete: „Als ich bei den Erbplätzen des verstorbenen Hotelbesitzers Form vorbei ging, sah ich Fräulein Form dort beschäftigt, dieselbe beleidigte und beschimpfte mich, indem sie sagte: ‚Wenn man sie mit Irgend etwas beauftragt, so halten sie uns [für] nichts als Narren. […] Denn wir sind nicht von ihnen Abhängig, sondern sie sind auf uns angewiesen, sie dummer Mensch! – Ich habe mich soeben über sie beim Herrn Bürgermeister beschwert, werde [es] auch allen Leuten sagen […], außerdem werde ich ihnen schon anthun, was ihnen sehr schaden wird.‘“ KP zeigte sie daraufhin bei der Polizei wegen „Beleidigung, Drohung sowie Wiederstand“ gegen seine Anweisungen an. Unklar bleibt der Ausgang des Streits.
1897 beschwerte sich der neue Besitzer des Hotels Form, Grundmann, beim Magistrat erneut über KP: Seine Mutter sei gestorben und er hätte mit KP vereinbart ihre Leiche am späten Nachmittag vorbeibringen zu lassen. KP habe ihm zugesagt einen Platz im Leichenhaus zu reservieren. Als Grundmann dann aber nachmittags mit dem Leichnam erschien, war von KP keine Spur und auch alles laute Rufen brachte keinen Erfolg. „Endlich nach langem Warten kam der Friedhof Verwalter langsam und behaglich, die Zeitung in der Hand“. Nachdem KP das Leichenhaus aufgeschlossen hatte, wurde Grundmann gewahr, dass keinerlei Vorbereitungen getroffen worden waren. Schließlich hätten seine Leute die anderen Leichen etwas zusammenschieben müssen, um Platz für seine verstorbene Mutter zu schaffen – für dieses Verhalten erhielt KP „einen strengen Verweis“.
1892 hatte jemand ein Grab für ein einjähriges Kind bestellt. Als die Begräbnisgesellschaft mit der Leiche eintraf, war dieses jedoch nicht einmal ausgehoben... Und 1896 geriet der Oppelner Bildhauer Emil Billik mit KP in einen heftigen Streit. Billik beschwerte sich, dass KP geschäftsschädigend den Leuten seine Dienste als zu teuer darstelle und ihnen dafür auswärtige Unternehmen empfehle, wofür er Provisionen einstreiche. KP beschuldigte Billik nun seinerseits, dass er ihm eine Provision von 5 % geboten habe, wenn er ihm Aufträge vermitteln würde. KPs Absprachen konnten jedoch durch Zeugen bewiesen werden, worauf der Magistrat beschloss ihm zu kündigen. KP zeigte nun aber Reue und durfte nach Verbot solch dubioser Geschäfte in seinem Amt bleiben.
1905 musste KP wegen „fahrlässiger Tötung eines Menschen“ sogar sechs Monate Haft absitzen – aber wiederum konnte er in sein Amt zurückkehren. 1910 verhinderte KP schließlich bei der Beerdigung eines „Kriegsvereins-Mitglieds“ das sonst übliche Singen der Kameraden am Grab – warum bleibt unklar. Deren folgende Beschwerde wurde jedoch bald zu den Akten gelegt, da KP im Alter von nur 51 Jahren verstarb.
Hauptquellen:
APOP, Abt. 22, Sign. 819 (Akte, KP).
APOP, Abt. 22, Sign. 4522 (Akte, Ernst Josef Piechulek, Sohn KPs).
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